Sponsoren-Treffen: Kickers informieren aus erster Hand

02.06.2017 / 16:25 Uhr

Das Signal hätte deutlicher nicht sein können: Der FC Würzburger Kickers untermauerte nur zehn Tage nach dem schmerzhaften Gang in die 3. Liga vor über 200 Sponsoren-Vertretern im Sportwagenzentrum Mainfranken sein Vorhaben, das vor dreieinhalb Jahren angestoßene Profifußball-Projekt weiterhin mit allen Kräften und gemeinschaftlich mit allen Partnern vorantreiben zu wollen. Und an der sportlichen Spitze steht fortan der neue Cheftrainer Stephan Schmidt, der sich den Partnern persönlich vorstellte und Einblicke in seine Art des Arbeitens gab.

 

 „Wir sollten nach wie vor bescheiden bleiben, aber weiterhin selbstbewusst auftreten“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Thorsten Fischer, „wir wollen in den kommenden Jahren alle wieder dahin, wo wir waren. Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, mit welchen vergleichsweise bescheidenen Mitteln wir hier alle zusammen Großes erreicht haben. Auch in der 3. Liga gibt es Klubs, die besser als wir aufgestellt sind. Aber wir haben in den vergangenen dreieinhalb Jahren einiges an Boden gut gemacht – und diesen Kurs verfolgen wir auch konsequent weiter. Mit weniger Mitteln als andere, aber mit umso mehr Leidenschaft und Einsatz.“

 

Würde ich hier vor Ihnen stehen, wenn ich das Handtuch werfen würde? Nein!

Thorsten Fischer

 

 

Dabei, so betonte Fischer, brenne er als Unternehmer ebenso wie in seiner ehrenamtlichen Funktion nach wie vor: „Fakt ist auch, dass ich alleine nichts erreichen kann. Würde ich hier vor Ihnen stehen, wenn ich das Handtuch werfen würde? Nein! Wir hatten immer auch einen Plan für den Fall des Abstieges, wie sonst wäre es möglich gewesen, umgehend nach Bernd Hollerbachs Entscheidung, die er unabhängig vom sportlichen Abschneiden getroffen hat, einen neuen Trainer zu finden? Wir waren immer vorbereitet, und es ist einmalig, dass es solch einen Übergang gibt, den der scheidende und der neue Trainer gemeinsam vorstellen. Wir werden nach wie vor keine waghalsigen Dinge machen, sondern gehen mit dem Geld, das Sie uns als treue Partner auch in den kommenden Jahren in gleichem Maße zur Verfügung stellen, sorgfältig um.“

 

Klares Bekenntnis aus Reihen der Sponsoren

 

Mit Wolfgang Latussek vom IWM Autohaus brachte es ein treuer Partner auf den Punkt: „Ich bin Würzburger und habe vor fast 40 Jahren Zweitliga-Fußball hier erlebt. Ich habe vier Jahrzehnte warten müssen, bin in dieser Zeit zum Fußball nach München oder Frankfurt gefahren, war sechs, sieben, manchmal sogar acht Stunden im Auto gesessen. Ich möchte nicht wieder fast 40 Jahre warten, denn dann bin ich zu alt. Wir werden das Kickers-Projekt daher intensiv, mit gleichbleibendem Engagement und mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln auf allen Ebenen unterstützen, weil wir wissen, was der Profifußball für eine Region und die hiesige Wirtschaft bedeutet.“

 

Städtische Unterstützung ist weiterhin ein „heißes Thema“

 

Dass die Unterstützung seitens der Stadt nicht zuletzt dank Oberbürgermeister Christian Schuchardt „absolut in die richtige Richtung geht“ (Fischer), zeige sich an den jüngsten Entscheidungen des Stadtrates, der den Kickers jetzt auch den Zuschlag für die Nutzung der Konversionsfläche der früheren „Leighton Barracks“ zum Bau eines Trainingszentrums erteilt hat. „Das ist nach wie vor ein heißes Thema. Immer noch müssen wir hier sehr viele Hürden aus dem Weg räumen, die es so in anderen vergleichbaren Städten erst gar nicht gibt, wenn wir uns beispielsweise immer wieder mit neuen Auflagen beschäftigen müssen. Nach wie vor ist es so, dass wir der Stadt finanziell mehr geben als wir bekommen. Dabei geht es um nackte Zahlen und nicht darum, dass wir über 400 Kindern eine sportliche Heimat geben, ein Verein mit jetzt fast 1.700 Mitgliedern sind und der Profifußball der Stadt bundesweite Aufmerksamkeit gibt, die keine hoch bezahlte Marketing-Kampagne jemals erreichen könnte.“

 

Intensiver Ausbau des Nachwuchsbereiches – Dennis Schmitt wird Co-Trainer

 

Neben dem klaren Bekenntnis zum weiter intensiven Fortgang des Profifußball-Projektes gibt es bei den Rothosen ein ebenso planvolles Vorgehen in Sachen Jugendarbeit: „Auch wenn es in der 3. Liga keine Auflage ist, so werden wir neben dem Breitensport-Programm auch ein Bundesliga-lizenziertes Nachwuchsleistungszentrum auf dem früheren Gelände des Post SV Sieboldshöhe installieren und so weiterhin den Unterbau stärken“, unterstrich Kickers-Vizepräsident Rüdiger Schmitt und deutete bereits für die neue Saison Schwerpunkte an: „Wir haben uns dazu entschieden, im U19-Bereich Vollgas zu geben. Wir haben hier schon jetzt junge, hungrige Spieler aus Frankfurt, Nürnberg oder Fürth gewinnen können, die wir weiterbringen wollen, so dass sie unserem Cheftrainer Stephan Schmidt perspektivisch auch helfen können.“ Rüdiger Schmitt gab vor den Partnern auch bekannt, dass Dennis Schmitt fortan als spielender Co-Trainer an der Seite von U23-Coach Christian Demirtas fungieren und zudem die „rechte Hand“ von NLZ-Leiter Jochen Seuling wird. Dennis Schmitt war vor dreieinhalb Jahren der erste Neuzugang, der sich mit seiner Vertragsunterzeichnung zum 3x3-Projekt bekannt hatte, im Saisonfinale beim VfB Stuttgart war der gebürtige Aschaffenburger zu seinem Zweitliga-Debüt für die Kickers gekommen.

 

Erste Einigungen mit Neuzugängen

 

AG-Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer, der mit dem Stabwechsel auf der Cheftrainer-Position auch die zusätzliche Aufgabe des Sportdirektors bei den Rothosen übernommen hat, gab den Sponsoren-Partnern einen Einblick in sein Tätigkeitsfeld und die Abläufe der vergangenen Tage: „Es ging Schlag auf Schlag. Wir hatten am Tag nach Stephans Vorstellung die Spieler, die keinen Vertrag mehr haben, gleich da. Am Mittwoch ging es weiter mit dem Staff. Stephan wollte ein Gefühl für die Menschen bekommen, die hier arbeiten, aber gleichzeitig auch seine Vorstellungen klar artikulieren.“ Zu seinem neuen Aufgabengebiet sagte Sauer: „Im Grunde geht es zurück zu meinen Wurzeln. Die gleiche Rolle hatte ich bei Rimpars Handballern als Geschäftsführer Sport. Welcher Spieler passt in unseren Kader? Dann, wenn es um Vertragsdetails und Gespräche mit Beratern geht, spielen wir uns den Ball gegenseitig zu. Ich bin in stetem Austausch mit Stephan und wir sind sehr guter Dinge, dass wir gute Jungs an der Hand haben und bei einigen sind die Verträge auch bereits unterschriftsreif, so steht letztlich beispielweise nur der obligatorische Medizin-Check aus. Stephan lebt für den Fußball, das merkt man in jeder Sekunde. Da sind beste Voraussetzungen für eine Top-Zusammenarbeit.“

 

Von Zusammenbruch kann nicht die Rede sein

 

Dass – wie bereits öffentlich diskutiert und medial berichtet – die Kickers nun auseinanderzubrechen drohen, verwies Fischer indes ins Reich der bösartigen Spekulationen ohne jeden Fakt. „Wenn die Information vorab an die Öffentlichkeit gehen, kostet uns das richtig Geld. Wir haben viele Spieler, die vor einer Vertragsunterschrift stehen. Wir können dies aber erst dann kommunizieren, wenn Fakten geschaffen sind, weil wir auf das Geld der Sponsoren und Partner aufpassen, damit auch entsprechend sorgsam und mit unternehmerischer Verantwortung umgehen“, unterstrich Sauer.

 

 

Attraktiver Name ist nicht gleich attraktive Leistung!

Stephan Schmidt

 

Einblicke in seine Art des Arbeitens gab schließlich der neue Cheftrainer Stephan Schmidt, der aktuell noch beim FC Schalke 04 unter Vertrag steht und mit den U17-Junioren der Knappen nach dem souveränen Gewinn der westdeutschen Meisterschaft im Bundesliga-Halbfinale gegen den FC Bayern um die deutsche Meisterschaft steht. Der 40 Jahre alte Berliner hat trotz seiner jungen Jahren einiges erlebt und erreicht – sowohl als Profi als auch als Trainer. So zählte der frühere Hertha-Akteur (u.a. mit Kevin-Prince Boateng, Sead Sahilovic, Ashkan Dejagah) in Berlin zum erweiterten Trainerteam von Lucien Favre, arbeitete mit Felix Magath beim VfL Wolfsburg eng zusammen und hatte auf Schalke in Huub Stevens seinen Mentor. Mit Wolfsburg gewann der einst jüngste deutsche Fußball-Lehrer (Abschlussnote 1,7) die deutsche U19-Meisterschaft, beim seinerzeitigen Zweitligisten in Paderborn war Schmidt der jüngste deutsche Profi-Trainer. Hospitanzen beim FC Liverpool, RB Salzburg, dem FC Valencia oder Benfica Lissabon stehen ebenso in der Vita des studierten Diplomsportmanagers. Darüber hinaus leistete er als Co-Autor einen großen Beitrag zum Buch „Im Glanz des 4. Sterns“, in dem sich Autor Frank Wormuth mit der Talentförderung im deutschen Fußball beschäftigt. Mit aktuellen Nationalspielern wie Julian Brandt und Diego Demme, die beide im Sommer für Deutschland im Confed-Cup spielen, oder Maximilian Arnold, der ab 16. Juni mit der U21 in der EM-Endrunde gefordert ist, hat Schmidt im Junioren-Bereich gearbeitet und weiterentwickelt. „Das sind super Jungs, die eines eint: Sie haben vielleicht 15 Prozent Talent und auch fünf Prozent Glück. Das ist aber bei weitem nicht alles. Das Entscheidende ist, sie haben immer an sich gearbeitet. Und für sie war in ihrer Weiterentwicklung auch der Teamgedanke entscheidend.“

 

„Sehr, sehr wichtig“ für seinen Start bei den Kickers war es, „mir ein Bild von den aktuellen Spielern zu verschaffen. Die ersten Tage waren nicht einfach. Von dem einen oder anderen Spieler, der nicht 100 Prozent bei uns ist, muss man sich trennen. Nächste Saison geht es richtig zur Sache. 38 Spiele, DFB-Pokal- und Toto-Pokal-Wettbewerb, das muss angenommen werden. Wir brauchen eine positive Energie. Es sind aber auch einige Spieler dabei, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie voll und ganz für die Kickers brennen. Solche Spieler brauchen wir und solche werden wir auch finden. Attraktive Namen heißt nicht gleich attraktive Leistung. Wir wollen Leistung sehen. Wir sind bodenständig, können unsere Grenzen aber selbst verschieben.“

 

Bei Stephan Schmidt steht der Mensch im Vordergrund

 

Schmidt ist zuversichtlich, was den weiteren Fortgang der schon jetzt äußerst intensiven Kaderplanung angeht, dabei hilft ihm das, was in den vergangenen dreieinhalb Jahren unter Bernd Hollerbach aufgebaut worden ist: „Als allererstes zählt der Mensch. Wir sind keine Maschinen. Der Mensch steht im Vordergrund. Es geht darum, eine neue Mannschaft zu finden. Ich möchte den Menschen kennenlernen, möchte ihm in die Augen schauen. Es gab Spieler aus der 2. Liga, die sich bei uns selbst angeboten haben. Die Würzburger Kickers haben einen Namen, eine ganz andere Präsenz als noch vor zwei oder drei Jahren. Es wird wichtig sein, nicht auf Namen, sondern auf Qualität und Potenziale zu schauen. Diese Spieler müssen hungrig sein, sie müssen brennen.“

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