KICKERS Magazin 23 - page 30-31

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Jens Bürkle
TRAINER BEIM HANDBALL-BUNDESLIGISTEN
TSV HANNOVER-BURGDORF
Interview
Handball! Warum nicht Fußball,
Herr Bürkle?
Jeder, der mich schon einmal Fußball
spielen gesehen hat, kann sich die Ant-
wort selbst geben.
Sie haben sich sehr frühzeitig ent-
schieden, den Weg als Trainer zu
gehen. Was waren die Beweggründe.
Ich bin seit 16 Jahren als Trainer tätig
und habe Sport studiert. Manche Sa-
chen entwickelten sich trotzdem sehr
schnell und sind nicht planbar.
Sie haben die Rimparer Wölfe ver-
lassen, haben die Chance bekom-
men, einen Erstligisten zu trainie-
ren. Mussten Sie lange überlegen?
Ich hatte während meiner Zeit in Rim-
par diverse Angebote auf dem Tisch.
Dieser war der richtige Klub zur rich-
tigen Zeit. Wer mich kennt, der weiß,
dass ich mir solche Entscheidungen
sehr genau überlege.
Sie stehen mit dem TSV Hannover-
Burgdorf richtig gut da, haben einen
Platz im Mittelfeld der Tabelle. Sie
gelten als Perfektionist. Haben Sie an
dieser Saison, Ihrer ersten im Hand-
ball-Oberhaus, etwas auszusetzen?
Leider zu viel. Wir haben trotz ei-
ner sehr positiven Entwicklung viele
Chancen vertan, die Runde zum Flie-
gen zu bringen. Wir entwickeln uns
stetig, das Tempo ist mir allerdings
hierbei zu langsam. Wir wollten zu den
besten zehn Mannschaften dieser Liga
gehören – dieses Ziel werden wir errei-
chen. Um irgendwann mehr erreichen
zu können, brauchen wir allerdings
eine deutlich höhere Konstanz, diese
bekommt man leider – oder vielleicht
auch Gott sei Dank – nicht geschenkt.
Welche Ziele haben Sie in Ihrer
Karriere noch?
Mein Wunsch ist es, die Freude, Be-
sessenheit und Gier an diesem Sport
nie zu verlieren.
Wer die Geschichte von Trainer
Bernd Hollerbach kennt, findet eine
Parallele zu Ihnen. Unser Coach
musste seinerzeit Würzburg ver-
lassen, um Profifußball zu spielen.
Auch Sie haben mit Rimpar einen
unterfränkischen Klub als Sprung-
brett genutzt. Bernd Hollerbach ist
nach einigen Jahren an seine alte
Wirkungsstätte zurückgekehrt, wer-
den Sie irgendwann wieder auf der
Trainerbank der Wölfe sitzen?
Im Sport ist es wie im richtigen Leben:
sag‘ niemals nie. Ich hatte eine wun-
derschöne Zeit in Würzburg. Ich durf-
te mit tollen Menschen zusammenar-
beiten, ehrgeizige Spieler trainieren,
Freunde fürs Leben kennenlernen. Die
Fans und die ehrenamtlichen Struktu-
ren waren schon besonders – trotzdem
hat alles im Leben seine Zeit.
Sie galten als einer der Väter des
steilen Rimparer Aufstiegs, wie
sehr verfolgen Sie das Geschehen
| Interview
bei Ihrem Ex-Klub noch?
Natürlich verfolgte ich Rimpar noch –
nicht selten sogar am Liveticker.
Sie sind in dieser Saison schon
fremdgegangen, waren beim Fuß-
ball in der FLYERALARM Arena.
Hätten Sie damit gerechnet, dass
Profifußball in Würzburg einmal
einen festen Platz findet?
Das Know-how ist einfach zu groß –
das musste ja kommen ;-). Viele cle-
vere Leute mit Visionen, dazu war die
Verpflichtung von Bernd Hollerbach
brillant, und die jetzt von Daniel Sauer
ist es ebenfalls. Das alles sind Leute,
die demütig, innovativ und gewissen-
haft am Erfolg arbeiten
Was glauben Sie, wird in Zukunft
fußballerisch noch möglich sein?
Ich denke, die Strukturen müssen besser
werden, damit ganz Großes entstehen
kann. Das geht beim Trainingsplatz los
über den VIP-Bereich bis hin zur Sta-
diongröße. Und letztlich braucht man
Geduld und am Ende auch etwas Glück.
Wir können also weiterhin darauf
setzen, dass Sie das eine oder ande-
re Mal noch fremdgehen werden?
Wenn wir Zeit haben, sind Elli und ich
sehr gerne in Würzburg. Wenn dann
noch zeitgleich Fußball am Dallen-
berg gespielt wird, kommen wir gerne.
Ich war das letzte Mal doch sehr zu-
frieden: spannendes Spiel, ne leckere
Stadionwurst – was will man mehr?
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