KICKERS Magazin 18 - page 12-13

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Die große und kleine Fußballwelt
zu Gast in Würzburg
HOHER BESUCH BEI DER ZWEITEN AUFZEICHNUNG VON„KICKERS TV – DER ROTHOSEN-TALK IM MARITIM“:
MIT DR. RAINER KOCHWAR DER AKTUELLE INTERIMSPRÄSIDENT DES DEUTSCHEN FUSSBALL-BUNDES ZU GAST.
SEIN KOMMEN UNTERSTREICHT DIE GUTE ARBEIT BEIM DRITTLIGISTEN VOM DALLENBERG.
WM-Affäre, Länderspielabsage und die
Nachfolge an der DFB-Spitze: Mit Dr.
Rainer Koch war der aktuell wohl gefrag-
teste deutsche Sportfunktionär zu Gast
bei „Kickers TV – der Rothosen-Talk
im Maritim“: Über 120 Gäste erlebten
einen ebenso unterhaltsamen wie in-
formativen Talk bei der Klub-TV-Auf-
zeichnung des Fußball-Drittligisten FC
Würzburger Kickers. Dabei unterstrich
der DFB-Interimspräsident, „dass wir
eine lückenlose Aufklärung wollen. Auch
wenn wir es nicht mit Gewissheit sagen
können, so glaube ich, dass wir im ers-
ten Quartal 2016 den Abschlussbericht
vorlegen können.“ Dass die deutschen
Stadien nach den Terroranschlägen von
Paris alle voll waren, begrüßte Koch
| 2. Rothosen-Talk im Maritim
2. Rothosen-Talk im Maritim |
ebenso wie die Tatsache, dass „auch die
Würzburger Kickers mit einer tollen
Aktion ihre Solidarität mit den Opfern
und deren Angehörigen gezeigt haben.“
Dabei ging es Koch nicht nur um die
Themen von internationaler Bedeutung,
sondern auch als Präsident des Bayeri-
schen Fußball-Verbandes um den aktuell
einzigen bayerischen Drittligisten. „Was
in Würzburg erreicht wurde, verdient
große Anerkennung. Der Region hat
der Profifußball gefehlt, und ich kann
mir gut vorstellen, dass der Weg noch
nicht zu Ende ist“, sagte der Oberbayer
und schob mit einem Lächeln hinterher:
„Geben Sie sich bei den Kickers noch et-
was Zeit, Sie müssen nicht schon in der
nächsten Saison mit dem VfB Stuttgart
in einer Liga spielen“. Die enorme Be-
deutung des Fußballs hierzulande wusste
Koch auch auf Würzburg herunterzu-
brechen, und Main-Post-Geschäftsführer
David Brandstätter sieht in dem „Profi-
fußball einen klaren Standortvorteil für
Würzburg. Wir alle sind auf der Suche
nach qualifizierten Mitarbeitern, da spielt
dann auch der Fußball eine tragende
Rolle. Würzburg braucht sich nicht vor
Städten wie Darmstadt oder Paderborn
zu verstecken. Wir können das auch.“
Dass der FC Würzburger Kickers e.V.
als Inhaber der FLYERALARM Arena
zuletzt immense Kosten zu stemmen
hatte, verdeutlichte Finanzvorstand
Christoph Schleunung: „Es gibt nicht
viele Vereine, die so etwas in so kurzer
Zeit geschafft hätten. Dabei sollten wir
alle nicht nur den Blick für das Aus-
hängeschild, das der Drittliga-Fußball
bei den Kickers zweifelsfrei ist, haben,
sondern auch auf das, was der Ver-
ein leistet. Vor allem in Sachen Nach-
wuchsarbeit leisten wir gerade Großes,
der Zulauf ist enorm, aber wir stoßen
alleine an unsere Grenzen. Wir können
froh sein, dass es in der Stadt Vereine
gibt, die uns unterstützen und Plätze zur
Verfügung stellen. Auch wenn es etwas
altertümlich klingen mag: Auch die Ki-
ckers holen die Kinder von der Straße.“
Rainer Koch, dessen BFV zuletzt auch
das Nachwuchsleistungszentrum an den
Dallenberg vergeben hat („Dort wird
großartige Arbeit geleistet!“), warnte da-
vor, der Politik mit Druck zu begegnen:
„Eine Kommune ist zu nichts verpflich-
tet, geben sie der Politik noch einen Mil-
limeter Zeit. Es kann nur gemeinsam
funktionieren.“ Der DFB-Interimspräsi-
dent jedenfalls bot seine Hilfe an, wie er
dies bereits an den Standorten in Augs-
burg, Regensburg oder Ingolstadt getan
hat. Überall ist die öffentliche Hand
mit dabei. „Es ist ein Irrglaube, dass et-
waige Gelder dazu verwendet werden,
um Spielergehälter zu bezahlen“, sagte
Schleunung: „Wir leisten Arbeit, wie sie
jeder andere Verein auch für die Gesell-
schaft leistet – nur mit dem Unterschied,
dass die Strahlkraft einer Profimann-
schaft auch im Unterbau und der Infra-
struktur erhebliche Veränderungen mit
sich bringt.“
Zum Auftakt der Internet-TV-Auf-
zeichnung hatte Cheftrainer Bernd
Hollerbach gemeinsam mit Fitness-
coach Werner Leuthard aus dem
Nähkästchen geplaudert. Leuthard,
der einst mit Tennis-Assen wie Steffi
Graf, Anke Huber oder Barbara Ritt-
ner zusammengearbeitet hat, wurde an
der Seite von Felix Magath deutscher
Meister beim FC Bayern und dem VfL
Wolfsburg und holte den Titel in Ös-
terreich – Trainer damals war Joachim
Löw: „Eine tolle Zeit, an die ich mich
sehr gerne zurückerinnere. Jogi hatte in
Österreich so seine Probleme. Wir sind
im Auto unterwegs gewesen und als im
Radio die EAV zu hören war, musste er
rechts ranfahren, weil er als Badener vor
Lachen nicht mehr konnte. Für mich als
Niederbayer war das kein Thema.“
Die höchste Professionalität, das strin-
gente Arbeiten, das ist es, was Holler-
bach und Leuthard seit Jahren verbindet:
„Im Fußball wird nicht zu viel Geld ver-
dient“, so der FWK-Trainer, „denn der
Markt gibt es her. Die Spieler investie-
ren nur meist zu wenig. Als Spieler war
mein Körper mein Kapital, ich habe in
ihn investiert – und mir auch selbst ei-
nen Fitnesstrainer engagiert. Ich wollte
weiterkommen. Das ist es, was Werner
vorlebt. Mit ihm haben wir einen absolu-
ten Vollprofi für uns gewinnen können.“
Das schreibt der BFV auf seiner Internetseite zu den Kickers:
Tatsächlich stehen die Kickers sportlich mit Platz zehn in der 3. Liga blendend da und haben sich darüber hinaus ein gutes Image erarbeitet, lassen sich
immer wieder auch gute Aktionen einfallen. Am Wochenende beim 2:2 gegen Energie Cottbus lief der Aufsteiger mit dem Schriftzug "we love paris"
auf anstelle von Trikotwerbung - zum Gedenken an die Opfer des Terroranschlages von Paris. Rainer Koch erhielt beim "Rothosen-Talk" auch ein
Exemplar. Er bedankte sich mit warmen, ehrlichen Worten: "Der Fußball war in Würzburg lange Jahre Breitensportart, jetzt hat er einen Quanten-
sprung gemacht. Fußball ist in Würzburg die Sportart Nummer 1. Es herrscht immense Aufbruchsstimmung", machte Koch deutlich und verwies auf
die guten Zuschauerzahlen, das Stadion-Flutlicht, das in Windeseile errichtet worden war und die neue Rasenheizung, die zur neuen Saison im Zuge
der Lizenzierung verlegt werden wird. Die klare Botschaft am Ende: "Würzburg ist ein Standort, an dem Zweitligafußball möglich ist."
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