Toto-Pokalfinale: Beide Trainer im Interview

26.05.2016 / 16:15 Uhr

Es ist ein historischer Tag für den deutschen Amateurfußball: Am 28. Mai tragen die Landesverbände des DFB gemeinsam den "Finaltag der Amateure" aus. Erstmals präsentiert die ARD die Landespokal-Endspiele bundesweit in einer großen Live-Konferenz - darunter auch das Bayerische Toto-Pokal-Finale zwischen der SpVgg Unterhaching und dem FC Würzburger Kickers (Anpfiff: 14.30 Uhr). Der Bayerische Rundfunk (BR) bietet das Spiel zudem in voller Länge als Online-Livestream auf www.brsport.de an.

 

Und für die Trainer der beiden Mannschaften, Claus Schromm und Bernd Hollerbach, könnten die Voraussetzungen unterschiedlicher nicht sein: Während die Hachinger ihr letztes Pflichtspiel bereits am 18. Mai bestritten und seitdem auf das große Endspiel hinfiebern, stecken den euphorisierten Kickers noch die jüngsten Relegationsspiele gegen den MSV Duisburg in den Knochen - und die Aufstiegs-Feierlichkeiten danach.

 

Bernd Hollerbach, herzlichen Glückwunsch zum sensationellen Aufstieg in die 2. Liga. Wie haben Sie die Tage nach der überstandenen Relegation verbracht?

Bernd Hollerbach: Danke! Wir haben das getan, was wir uns schon seit ein paar Wochen für jedes Spiel vorgenommen hatten: Wir haben genossen - und natürlich richtig gefeiert. Das haben sich alle im Verein auch redlich verdient, wir haben in den letzten beiden Jahren alle zusammen sehr hart gearbeitet. Jetzt genießen wir den Lohn in vollen Zügen.

 

Welche Faktoren waren entscheidend für den Durchmarsch Ihrer Mannschaft?

Hollerbach: Neben den fußballerischen Dingen war es der große Zusammenhalt. Keiner nimmt sich hier zu wichtig, sondern alle packen mit an. In dieser Mannschaft stecken eine ganz besondere Energie und ein Wille, jeden Tag besser werden zu wollen.

 

Claus Schromm, wie intensiv haben Sie die Würzburger Aufstiegsspiele verfolgt?

Claus Schromm: Ich habe mitgefiebert. Grundsätzlich schlägt mein Herz in solchen Spielen bayerisch, auch was den 1. FC Nürnberg und den Jahn (Relegation gegen VfL Wolfsburg II) anbelangt. Wir haben alle den Kickers die Daumen gedrückt, weil genau solche Geschichten dem Fußball seinen Reiz verleihen. Wenn es ein Kleiner allen Großen zeigt und einfach mal durchmarschiert. Ich habe höchsten Respekt davor, was in den letzten Jahren in Würzburg passiert ist.

 

Wenn wir an Samstag denken: Was macht denn die Kickers aus Ihrer Sicht aktuell so stark?

Schromm: Es ist unglaublich, mit welcher Mentalität, mit welcher Beharrlichkeit sie agieren. Das würde ich mir auch für meine Mannschaft wünschen. In der Offensive erkenne ich eine Klarheit und Einfachheit, die immer Richtung Tor gerichtet ist. Die Kickers sind am Samstag der klare Favorit.

 

Bernd Hollerbach, Ihr Gegenüber lobt Ihre Mannschaft in den höchsten Tönen. Aber wie wollen Sie es denn schaffen, nach dem Aufstieg die Spannung bis zum Anpfiff hoch zu halten?

Hollerbach: Das ist eine Sache der Einstellung. Wenn ich mich für einen Wettbewerb entscheide, dann will ich diesen auch gewinnen. Egal, was es auch ist und worum es geht. Und wer meine Mannschaft zuletzt gesehen hat, der weiß, dass die genauso tickt. Wir freuen uns auf das Spiel - ein schöner Ausklang einer wahnsinnigen Saison.

Schromm: Wir wären schlecht beraten, wenn wir denken, Würzburg würde auch nur einen Hauch nachlassen. Zudem sind die Kickers so im Flow, dass sie sagen: "Komm, den Toto-Pokal nehmen wir auch noch mit."

 
Mit Würzburg und Unterhaching treffen im Toto-Pokal-Endspiel die beiden letzten Titelträger aufeinander. Von dem Triumph 2014 an ging es mit den Kickers stetig nach oben, Unterhaching zog nach dem Sieg im vergangenen Jahr bis ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein. Welche Rolle spielen die Titel in der jüngeren Vereinsgeschichte?

Hollerbach: Jeder Titel ist auf seine Weise schön. Und hier bei den Kickers sowieso. Der Verein hatte in der jüngeren Geschichte ja nicht allzu viel zu feiern. Vor ein paar Jahren spielte der Klub noch in der Bezirksliga. Gerade auch der Gewinn des bayerischen Toto-Pokals vor zwei Jahren war sicherlich ein Meilenstein. Er hat uns die Chance eröffnet, überhaupt erst gegen Düsseldorf zu spielen. Da haben viele erst gemerkt, welche Strahlkraft der Fußball in der Region besitzt. Dass wir das Spiel dann tatsächlich gewonnen haben, hat unserem Projekt weiteren Auftrieb gegeben.

Schromm: Aufgrund unserer Regionalliga-Zugehörigkeit ist der Toto-Pokal die einzige Möglichkeit, sich auf nationaler Ebene zu zeigen. Und deswegen sind wir immer heiß darauf, den Pokal zu gewinnen - was allerdings sehr schwer ist, nachdem das verdammt viele Vereine genauso möchten. Nun haben wir dank der Würzburger Kickers zwar die günstige Ausgangslage, dass wir bereits für den DFB-Pokal qualifiziert sind. Das ändert aber nichts daran, dass wir unseren Titel verteidigen wollen!

 

Sie sprechen es schon an: Es geht auch um die große Bühne, die Ihnen am Samstag bereitet wird. Verleiht die Live-Konferenz in der ARD diesem Duell einen zusätzlichen Reiz?

Schromm: Auf jeden Fall. Für uns fühlt sich das fast schon wie eine erste DFB-Pokal-Hauptrunde an. Nicht nur Bayern, sondern ganz Deutschland schaut auf uns. Solche Gelegenheiten haben unsere Spieler nicht oft. Deswegen sind sie sehr ambitioniert und wollen sich von ihrer besten Seite zeigen.

Hollerbach: Vor ein paar Jahren wären wir froh gewesen, überhaupt einmal im Fernsehen gezeigt zu werden, jetzt haben beim Rückspiel in Duisburg weit über vier Millionen Menschen am Bildschirm gesessen. Wir wissen nur zu gut, welche Chance Übertragungen wie diese am Samstag gerade für Amateurklubs bieten.

 

Worauf wird es am Samstag ankommen?

Hollerbach: Dass wir mit der nötigen Ernsthaftigkeit an die Sache gehen. Das ist aber eine Selbstverständlichkeit und darauf kann ich mich verlassen. Die Jungs sollen noch einmal Spaß haben und das Spiel genießen.

Schromm: Wenn wir das Spiel gewinnen wollen, müssen wir die Tugenden, die Würzburg an den Tag legt, annehmen. Diese Beharrlichkeit, das permanente "Immer wieder", dieses "Nicht-Aufgeben". Als Spieler wünscht du dir: "Bitte hört doch endlich mal auf!" Aber diesem Wunsch kommen die Kickers nicht nach. Genau das muss in unsere Köpfe: Dass wir auch nicht aufhören wollen. Unter diesen Umständen gibt es ein schönes Spiel und einen verdienten Sieger.

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